Es gibt Tage, an denen die Welt stillzustehen scheint.
Der 10. Juni 2025 war so ein Tag – nicht nur für die Menschen in Graz, sondern für ganz Österreich.
Was als ganz normaler Schultag begann, endete in unvorstellbarem Schmerz: Ein junger Mann betrat das Bundesoberstufenrealgymnasium in der Dreierschützengasse – eine Schule voller Leben, Lachen und Zukunftsträume – und löschte zehn Menschenleben aus.
Neun Jugendliche und eine Lehrerin kamen ums Leben. Elf weitere wurden verletzt. Viele von ihnen schwer. Die Narben, die dieser Tag hinterlassen hat, sind tief – sichtbar und unsichtbar.
💔 Namen statt Zahlen
Hinter jeder Zahl steht ein Mensch: ein Lächeln, das nie wieder aufblüht. Eine Stimme, die verstummt ist. Eine Familie, die nie mehr dieselbe sein wird.
Es waren Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren. Kinder, die gerade erst dabei waren, die Welt zu entdecken. Eine Lehrerin, die ihren Beruf mit Hingabe lebte. Sie alle waren Teil einer Gemeinschaft, die durch diesen Angriff zerbrach – und sich nun neu zusammenfinden muss.
🙏 Graz hielt den Atem an – und rückte zusammen
Schon Minuten nach dem Amoklauf herrschte in der Stadt eine seltsame Stille. Die Straßen leerer als sonst. Die Gespräche gedämpft. An Bushaltestellen, in Cafés und Klassenzimmern: überall wurde getrauert.
Und doch passierte auch etwas anderes. Etwas Stilles, aber Starkes. Menschen kamen zusammen.
Vor der Schule wurden Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet, Hände gehalten. Fremde trösteten sich gegenseitig. Die Grazerinnen und Grazer standen zusammen – mit Tränen in den Augen und Wärme im Herzen.
🧠 Was folgt auf den Schock?
Die politische Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Es wurde Staatstrauer ausgerufen.
Doch viel wichtiger war die Frage, die sich jede*r stellte: Wie konnte es so weit kommen?
Der Täter – ein ehemaliger Schüler – war der Schule bekannt. Und er hatte legal Waffen besessen.
Diese Tatsache erschütterte viele zutiefst. Muss sich das Waffengesetz ändern? Brauchen Schulen bessere Prävention, mehr psychologische Betreuung, mehr Zeit für echte Gespräche?
Die Antwort ist: Ja.
Aber sie darf nicht nur auf Papier stehen. Sie muss spürbar werden – in jeder Klasse, jedem Lehrerzimmer, jeder Jugendgruppe.
🧒 Die Jugend verdient mehr als Schweigen
Es sind unsere Kinder, unsere Jugendlichen, die in dieser Welt leben. Die sie bald selbst gestalten.
Wenn ein solcher Angriff mitten in einer Schule passiert – einem Ort, der eigentlich Sicherheit, Bildung und Geborgenheit bieten soll –, dann dürfen wir nicht zur Tagesordnung übergehen.
Wir müssen zuhören. Reden. Fragen stellen. Da sein.
Denn viele Jugendliche bleiben nach solchen Ereignissen mit Angst und Unsicherheit zurück.
Ihnen zu zeigen: „Du bist nicht allein“ – das ist das Mindeste, was wir tun können.
🌱 Erinnern heißt auch: Verantwortung übernehmen
An diesem 10. Juni wurde vielen bewusst: Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit.
Aber Menschlichkeit ist eine Wahl.
Und Graz hat an diesem Tag gewählt, das Herz nicht zu verschließen. Lehrerinnen, Nachbarn, Freundeskreise, Seelsorgerinnen – sie alle waren da. Sie alle sind noch da.
Und so schwer es fällt, daran zu glauben: Auch aus Schmerz kann Hoffnung wachsen.
Vielleicht, wenn wir Schulen stärken – nicht nur mit Technik und Regeln, sondern mit Vertrauen, Respekt und psychischer Fürsorge.
Vielleicht, wenn wir einander ernst nehmen, auch dann, wenn es unbequem ist.
Vielleicht, wenn wir nicht wegsehen, sondern hinhören – besonders bei jungen Menschen, die sich abkapseln, wütend sind oder hilflos.
🌟 Für die, die wir verloren haben
Die Namen der Opfer sind für die Öffentlichkeit vielleicht nicht alle bekannt. Aber für ihre Familien, ihre Freundinnen und Mitschülerinnen bleiben sie für immer unauslöschlich.
Dieser Text ist auch für sie.
Und für alle, die heute in ein Klassenzimmer gehen – als Lehrkraft oder Schüler*in – mit einem schweren Gefühl, aber auch mit der Hoffnung, dass dieser Tag nicht umsonst war.
Mögen wir nie vergessen – und nie aufhören, besser zu werden.
🕯️ In liebevoller Erinnerung an die Opfer von Graz, 10. Juni 2025.